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Matheo
04.06.2003, 12:49
Die Produktposition von Süßstoff
-Medien- und Verbraucherimage-

Zusammenfassung
Seit ihrer Markteinführung standen Süßstoffe aufgrund ihres synthetischen Charakters immer wieder in der Kritik. Wissenschaftliche Studien deuteten auf unterschiedliche schädigende Wirkungen dieser Produktgruppe im Organismus hin. Auch die Medien griffen diese Thematik in der Vergangenheit auf, da allgemein das Interesse in der Bevölkerung an gesundheitlichen Fragestellungen in den letzten Jahren angewachsen ist.

Die Zielsetzung dieser Arbeit bestand darin,

objektive Unterschiede von Süßstoffe zu anderen ausgewählten Süßungsmitteln wie weißer Zucker, brauner Zucker, Honig und Ahornsirup hinsichtlich verschiedener Produktcharakteristika herauszuarbeiten

die Medienberichterstattung daraufhin zu untersuchen, welche Produktinformationen zu Süßstoffen publiziert wurden

die Produktpositionen der ausgewählten Süßungsmittel mit Hilfe eines univariaten Analyseverfahrens und mit Hilfe des multidimensionalen Skalierungsverfahrens zu ermitteln, um das Image der Süßstoffe mit dem der anderen Süßungsmittel zu vergleichen und um einen eventuellen Einfluß der Medienberichterstattung deutlich zu machen.
Die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit lassen sich in folgenden Punkten zusammenfassen:


Unterschiede zwischen Süßstoff und anderen ausgewählten Süßungsmitteln

Süßstoffe unterscheiden sich insofern von den übrigen hier untersuchten Süßungsmitteln, als sie als einzige Produktgruppe synthetisch hergestellt werden. Dies führt auch zu einer geschmacklichen Differenzierung. Die Süßstoffe Saccharin, Cyclamat und Acesulfam-K weisen einen harten Süßgeschmack auf, der von einem bitteren Nachgeschmack begleitet ist. Nur der Süßstoff Aspartam ist der Süße des Zuckers relativ ähnlich. Auch durch ihre Kalorienfreiheit und ihre nicht-kariogene Wirkung unterscheiden sich Süßstoffe von den anderen, auf natürlichen Rohstoffen basierenden Süßungsmitteln, die im Durchschnitt einen Kaloriengehalt von 260 400kcal/100 g und eine stark kariogene Wirkung besitzen. Da Süßstoff mittlerweile in kristalliner, fester und flüssiger Form angeboten wird, kann seine Verwendbarkeit als ähnlich vielseitig wie die des Zuckers angesehen werden. Genau wie weißer Zucker sind Süßstoffe im Durchschnitt im unteren Preissegement angeordnet. Die Preise von Honig und Ahornsirup liegen um ein Vielfaches höher.

Während die Rolle der Disaccharide bei der Entstehung verschiedener Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Arteriosklerose wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt ist, wird der Verzehr von Süßstoffen unterhalb bestimmter Höchstgrenzen (ADI-Werte), die konsumüblichen Verzehrsmengen entsprechen, als gesundheitlich unbedenklich bewertet. Durch eine die Höchstgrenzen dauerhaft überschreitende Aufanahme können dagegen negative Auswirkungen auf den Organismus nicht ausgeschlossen werden. Eine Anregung des Hungergefühls durch Süßstoffe konnte wissenschaftlich nicht bewiesen werden.


Darstellung von Süßstoff in den Medien

Mit Hilfe einer Medienresonanzanalyse konnte gezeigt werden, in welcher Form speziell über die gesundheitliche Wirkung von erhöhtem Süßstoffkonsum in den Printmedien berichtet wurde. Die Untersuchung, in die sowohl Tages- und Wochenzeitungen als auch Zeitschriften und Fachzeitungen einflossen, zeigte, daß nur in wenigen Fällen eine sachliche, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende gesundheitliche Bewertung der Produktgruppe stattfand. Der Einfluß von Süßstoff auf die menschliche Gesundheit wurde stattdessen stark polarisiert dargestellt, d.h. entweder als ausschließlich positiv oder als ausschließlich negativ. Ein Großteil der Artikel, die auf die gesundheitlichen Gefahren des Süßstoffkonsums aufmerksam machten, fand sich in Tages- und Wochenzeitungen. Fachzeitschriften beschrieben dagegen überwiegend positive Wirkungen von Süßstoff auf den menschlichen Organismus.

Im Mittelpunkt der Kritik standen Süßstoffe aufgrund ihrer angeblichen appetit-auslösenden Wirkung. Als weitere gesundheitliche Folge wurden ein erhöhtes Krebsrisiko, Migräne, Entwicklungsstörungen im Säuglings- und Kindesalter, Durchfall und Seh- und Konzentrationsstörungen genannt. In positiv bewertenden Artikeln wurden Süßstoffe als Hilfsmittel zur Gewichtsreduktion und als zahnschonende Süßungsmittel dargestellt, die somit einen Beitrag zur gesunden Ernährung leisten können.


Das Image von Süßstoffen

Zur Ermittlung des Images von Süßstoff wurde im Raum Bonn eine Verbraucherbefragung durchgeführt, die mit Hilfe eines univariaten und eines multivariaten Analyseverfahrens ausgewertet wurde. Die Ergebnisse des Rating-Verfahrens wurden dabei mit den Ergebnissen der multidimensionalen Skalierung verknüpft, um so eine Interpretation der Dimensionen des Stimulusraumes vornehmen zu können, der sich aus den Daten der MDS ergab.

Die Analyse ergab eine ähnliche Positionierung für

braunen Zucker und weißen Zucker und
Honig und Ahornsirup
Die Produktposition von Süßstoff hob sich dagegen stark von den jeweils anderen beiden Gruppierungen ab.
Durch Interpretation der Dimensionen des Stimulusraumes konnte weiterhin verdeutlicht werden, welche Beurteilungskriterien für die Position des Süßstoffs verantwortlich waren. Als wesentliches Unterscheidungsmerkmal galt aus Sicht der befragten Verbraucher zum einen die synthetische Herstellung von Süßstoff, die im Gegensatz stand zur Einschätzung der übrigen vier Süßungsmittel als relativ naturnahe Produkte. Zum anderen wurden die Kalorienfreiheit und die zahnschonende Wirkung von Süßstoff als weitere Unterscheidungsmerkmale angesehen. Auch geschmacklich hob sich Süßstoff in der Bewertung insofern ab, als daß sein Geschmack als eher künstlich bewertet wurde. Weniger deutlich fiel hingegen die Beurteilung hinsichtlich der gesundheitlichen Bedenklichkeit von Süßstoff im Vergleich zu den übrigen Süßungsmitteln aus. Der Verbraucher beurteilte Süßstoff zwar im Durchschnitt als die süßende Substanz, die für die menschliche Gesundheit am ehesten als bedenklich anzusehen ist, Zucker wurde aber in der Beurteilung als ähnlich bedenklich eingestuft. Dieses Ergebnis läßt darauf schließen, daß durch die kontroverse Medienberichterstattung ein Einfluß auf den Verbraucher stattgefunden hat, zeigt aber auch gleichzeitig, daß auch die kontroverse massenmediale Diskussion über die gesundheitlichen Folgen eines erhöhten Zuckerkonsums nicht ohne Einfluß auf die Meinungsbildung des Verbrauchers geblieben ist.

Mit Hilfe des verwendeten mulitvariaten Verfahrens konnten außerdem bestehende Interdependenzen zwischen den Beurteilungskriterien sichtbar gemacht werden. So zeigte sich in den ausgewerten Daten

eine ähnliche Einschätzung der Beurteilungskriterien "naturnahe Herstellung" - "Genußwert" und "geringer Kaloriengehalt" - "zahnschonende Wirkung",
eine gegenläufige Beziehung zwischen den Eigenschaften "gesundheitliche Bedenklichkeit" - "naturnahe Herstellung" und zwischen einem geringen Kaloriengehalt und einer zahnschonenden Wirkung einerseits und dem Genußwert andererseits.


Quelle: INSTITUT FÜR AGRARPOLITIK, MARKTFORSCHUNG UND WIRTSCHAFTSSOZIOLOGIE