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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Training bis zum Muskelversagen?



Lynxx
06.07.2011, 22:32
Und noch eine Trainingsfrage^^

Ich habe bisher jahrelang immer schön bis zum Muskelversagen trainiert, weil es mir am Anfang mal so erklärt worden ist und man es eigentlich auch im Internet immer wieder so findet. Da heist es ja in der Regel, man soll die Gewichte so wählen, dass man nicht mehr als die vorgegebene Wiederholungszahl pro Satz schafft. Ehrlich gesagt hat mir auch nie jemand was gegenteiliges gesagt.

Nun trainiere ich seit iniger Zeit im Studio und da erzählt mir der Trainer, der mir den Trainingsplan gemacht hat, was ganz anderes. :? Er meint, immer bis zum Mukelversagen zu trainieren, wäre für den Aufbau eher schädlich. Das soll man nicht permanent machen, sondern nur mal Phasenweise.

In meinem derzeitigen Trainingsplan ist es vorgesehen, dass ich die Gewichte so wähle, dass ich beim letzten satz noch 12 exakte Wiederholungen schaffe und dann knapp vor dem muskelversagen bin (also vielleicht dann noch geradeso eine wiederholung mehr schaffen würde). Über alle sätze soll das gleiche Gewicht beibehalten werden und immer 12 wiederholungen gemacht werden.

Allerdings würde ich im jeweils ersten Satz einer Übung um einiges mehr an Wiederholungen oder Gewicht schaffen, bin also in diesem satz noch weit vom Muskelversagen entfernt. Können so wirklich effektive trainingsreize gesetzt werden?

Was haltet ihr davon? Ist das wirklich effektiver? Warum soll Training bis zum Muskelversagen ungünstig sein? Trainiert ihr bis zum Muskelversagen?

robert234
06.07.2011, 23:06
Der einzig vorstellbare Negativpunkt des permanent bis zum MV Trainierens wäre eine etwaige Überlastung des Zentralnervensystems. Diese würde sich vorrangig in chronischer Müdigkeit und Erschöpfung artikulieren, die Trainingsleistungen gehen daher ggf. zurück.

Wenn Du sowas nicht hattest, ist alles bestens. Für den Aufbaureiz ist tatsächlich weder die Anzahl an Übungen, Sätzen oder Wdh. der entscheidende Punkt, sondern maßgeblich sind vor allem die ein bis zwei zum Ende des Satzes gerade noch so herausgequetschten letzten Wdh., diese entscheiden darüber, ob man den Schalter zum Muskelwachstum umlegt oder nicht.

Auf dieser Erkenntnis basiert auch das PITT-Force-System, wo man zwar nur einen einzigen Satz pro Muskelgruppe macht, durch die zwischengelagerten (aber für die Muskelerholung zu kurzen) Pausen nicht nur eine letzte Wdh. macht, sondern deren etliche. Die ZNS-Belastung durch dieses Sytem ist spürbar höher, dafür aber auch der Fortschritt.

Lynxx
06.07.2011, 23:27
Weis nicht, ob ich sowas hatte. Ich frage mich seit Jahren, warum ich dauernd so verdammt müde bin, obwohl ich meist auf meine 8 Stunden Schlaf komme. :D :D :D

Meine Trainingsleistung konnte ich aber eigentlich immer steigern. Zudem war die Müdigkeit nach größeren Mahlzeiten immer am schlimmsten, was vermutlich nicht in direktem Zusammenhang mit dem Zentralnervensystem steht und, zumindest in gewissen Grenzen, einigermaßen normal ist.

Aber nach dem, was du sagst, mache ich bei meinem derzeitigen trainingsplan anscheinend die ersten 2 von 3 Sätzen für die Katz, da ich bei diesen noch nicht sehr nah ans muskelversagen heran komme. Würdest du mir also empfehlen, beim ersten satz etwas mehr gewicht zu nehmen und dann einfach runter zu gehen? Das wäre dann so, wie ich es bisher immer gemacht habe. Aber Muskelversagen ja oder nein? Wie machst du es denn?

Über das PITT-Training hatte ich mich sogar schonmal ein wenig belesen. Fand das Prinzip sehr interessant. Habe schon überlegt, ob das mal für ein paar Wochen ausprobieren sollte.

robert234
06.07.2011, 23:55
Ich frage mich seit Jahren, warum ich dauernd so verdammt müde bin, obwohl ich meist auf meine 8 Stunden Schlaf komme.
Das könnte mit dem Training zusammenhängen, muß aber nicht. Das Schlafbedürfnis der Menschen ist höchst individuell, manch einer braucht mindestens 10 Stunden, ein anderer ist auch nach 6 Stunden schon fit. Faktoren wie die Schlafqualität, die Ernährung, Alltagsbelastungen, Gesundheitsprobleme, Nebenwirkungen von etwaigen Medikamenten, all das kann eine Rolle spielen. Schon ein zu niedriger Blutdruck oder eine Unterfunktion der Schilddrüse würden ausreichen, um ständige Müdigkeit haben zu können.


Meine Trainingsleistung konnte ich aber eigentlich immer steigern.
Das spräche ganz klar gegen ein Übertraining und mithin auch gegen eine Überlastung des ZNS.


Zudem war die Müdigkeit nach größeren Mahlzeiten immer am schlimmsten
Das ist ein normaler Vorgang.

Ich würde Dir empfehlen, abgesehen von den Aufwärmsätzen stets bis zum MV zu trainieren. Schon weil Du bislang damit keine Probleme hattest, gibt es keinen sachlichen Grund das nicht zu machen. Die Ansicht Deines Trainers halte ich für falsch.

Dirk_39
07.07.2011, 03:48
Zum Übertraining hat dir Robert ja schön erklärt, welche Faktoren welche Einflüsse haben können.

In der Trainingspraxis halte ich es immer so, dass niemand übers ganze Jahr ständig am Limit trainieren kann. Erstens machen auf Dauer die Gelenke/Sehnen/ZNS nicht mit, andererseits reagiert der Muskel nach einer gewissen Zeit nicht mehr auf den gesetzten Reiz! Zumindest nicht in der Art, wie wir es uns wünschen.
Ständiges Training am Limit, also MV im Sinne von keiner möglichen WH mehr trotz intensivster Kraftanstrengung, ist sozusagen kontraproduktiv! Andererseits aber ist ständiges Trainieren unterm Limit ebenso Blödsinn!
Es sind schon diese von Robert beschriebenen ein, zwei letzten WH´s, die den Unterschied machen. Ein Muskel wächst im Prinzip nur, wenn er muss. Er passt sich nur an, wenn er muss: ein Maurer hat vielleicht dicke Arme vom Verputzen, aber wenn der Muskel sich mal angepasst hat ( also wenn er ständig die Kelle mit zB 500g Mörtel schwingt^^), dann gibt es für ihn keinen Grund mehr, weiter zu wachsen! Er, der Maurer, wird höchstens am Bauch dicker werden;-)

Deshalb empfehle ich dir, einfach mal die Übungen zu tauschen und vor allem die Reizhöhe, also das Gewicht bzw die Reizdichte, also die WH´s.

Wichtig in meinen Augen ist es eben, den Wechsel von Kraft und Massephasen so hinzubekommen, dass quasi "ständiger Fortschritt" möglich ist/wird. Praktisch bewährt haben sich da "Jahrespläne", aber viele Athleten trainieren auch "nach Gefühl", was ebenso gut möglich ist ( wenn man seinen Körper gut kennt). Ein Jahresplan könnte zB so aussehen, dass man mal für 10 Wochen eine Kraftphase plant, danach eine 10-wöchige Massephase mit etwas anderen Übungen und vor allem andere WH-Bereiche, dann eine 3-wöchige KA-Phase etc. ....

Ach ja: bei richtigem Übertraining wäre eine Pause ratsam.... . Aber ich bin davon überzeugt, dass viele einfach nur falsch trainieren/regenerieren, anstatt konsequent ins Ü-Train zu fallen;-)

Just my 2 cents

Greets, Dirk

Lynxx
13.07.2011, 21:17
Ach so, wir sprechen also von "stinknormalem" Übertraining.

Bei reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass meine häufige Müdigkeit tatsächlich nichts mit dem Training zu tun haben kann. Die hatte ich nämlich auch, als ich ein Dreivierteljahr Trainingspause hatte. Also bin ich wohl wirklich einer von denen, die 10 Stunden Schlaf brauchen.