"Sportler in Panik - nicht nur Nahrungsergänzungsmittel aus den USA enthalten undeklariert Anabolika Von Pete Smith
Nahrungsergänzungsmittel sind für Hochleistungssportler heute unverzichtbar. Das Muskelaufbau-Präparat Kreatin zum Beispiel wird in der Fußball-Bundesliga mittlerweile flächendeckend konsumiert. Dabei begeben sich Sportler jedoch aufs Glatteis wie jüngst mehrfach bestätigt: Viele Nahrungsergänzungsmittel nämlich enthalten Anabolika - in geringen Spuren zwar, doch immerhin in einer Konzentration, die zu einer positiven Dopingprobe führen kann. Bislang war man davon ausgegangen, daß nur in den via Internet bestellten US-Präparaten Nandrolon oder Vorläufersubstanzen dieses Anabolikums enthalten sein könne.
Käufer deutscher Produkte, so glaubten Sportler und Betreuer, seien absolut sauber. Jetzt hat eine vom Stuttgarter Landwirtschaftsministerium initiierte Untersuchung jedoch für große Aufregung gesorgt und zu hektischen Aktivitäten geführt: Denn bei dieser Untersuchung kam heraus, daß in Kreatin-Kautabletten der in Beuren ansässigen Firma All Stars Fitness Products zwischen 0,2 und 0,7 Mikrogramm Norandrostendion je Kautablette analysiert worden sind. Der Hersteller hat inzwischen mitgeteilt, daß ein mit minimalen Rückständen behafteter Transportbehälter Ursache für die Verunreinigung sei und die geringe Konzentration von Norandrostendion in dem betreffenden Produkt (Speed-Creatin-Kautabletten) keinerlei gesundheitsschädigende Wirkung habe.
Doch die Diskussion um die Anwendung von Nahrungsergänzungsmitteln im Leistungssport, hier vor allem das umstrittene Kreatin, wird durch den Fund weiter angeheizt. Gerade erst sind zwei Sportler bei Dopingkontrollen positiv getestet worden, die später nachweisen konnten, daß sie nicht bewußt manipuliert haben, sondern Opfer ihrer Gutgläubigkeit geworden sind. Die Nachwuchsspeerwerferin Carolin Soboll aus Wattenscheid und der Fußball-Regionalligaspieler Manuel Cornelius von Tennis Borussia Berlin hatten beide Kreatin-Tabletten konsumiert.
Bei Untersuchungen in den IOC-akkreditierten Dopinganalyse-Labors in Köln und Kreischa war in beiden Fällen eindeutig nachgewiesen worden, daß die Kreatin-Präparate Anabolika enthielten. Eine Studie unter Leitung von Professor Wilhelm Schänzer vom Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule in Köln war erst kürzlich zu dem Ergebnis gekommen, daß viele jener Nahrungsergänzungsmittel, die Sportler aus den USA beziehen, anabole Steroide enthalten, obwohl dies laut Etikett ausdrücklich ausgeschlossen wird (Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 51, 2000, 37
http://www.bodybuilding-forum.at/ima.../icon_cool.gif. Schänzer und seine Kollegen wiesen darüber hinaus nach, daß der Konsum solcher Präparate zu positiven Dopingproben führen kann. Eine Studie der Universität von Los Angeles, im Journal der American Medical Association veröffentlicht, kam jetzt bei einer Untersuchung von US-Nahrungsergänzungsmitteln zum selben Ergebnis. Die Unruhe derzeit ist groß. Viele Vereinsärzte ziehen die Kreatin-Präparate von ihren Sportlern ein, um sie zunächst analysieren zu lassen. Wissen sie doch, daß Naivität nicht vor Strafe schützt.
Ärzte Zeitung, 24.11.2000"