Wissenswertes zu Glutamin - Studie von Blanchard et al.
Glutamin übernimmt wichtige Pufferfunktion bei reduziertem Kohlenhydratanteil in der Nahrung
Die Glutaminkonzentration im Blut scheint den Daten von Blanchard et al. [2] zufolge auch vom Kohlenhydratanteil in der Nahrung abzuhängen, der Glutamingehalt in der Muskulatur dagegen weniger.
Fünf ausdauertrainierte Männer absolvierten innerhalb von 14 Tagen zwei intensive 50-minütige Ausdauerbelastungen. Dabei bekamen die Probanden einmal eine Kost mit einem Kohlenhydratanteil von 45%, ein anderes Mal mit 70%. Der Glutaminspiegel im Blut war bei der stärker kohlenhydratbetonten Ernährung höher. Die Glykogenspeicher in der Muskulatur nahmen bei beiden Kostformen unter Belastung deutlich ab, bei der mit höherem Kohlenhydratanteil jedoch stärker, da hier anscheinend die Oxidation der Zucker größer war.
Dagegen wurden bei geringerem Anteil der Kohlenhydrate anscheinend etwas mehr Fette verstoffwechselt, was die etwas geringere Abnahme der muskulären Glykogenspeicher vermuten lässt. Der muskuläre Glutaminspeicher blieb bei 70% Kohlenhydraten konstant auch nach den Belastungen, nahm bei der Ernährung mit 45% Kohlenhydraten jedoch zumindest im Trend ab, es konnte jedoch keine statistische Signifikanz gezeigt werden. Evtl. wäre bei mehr Probanden dieser Rückgang nachweisbar gewesen. Vermutlich hätte sich eine Abnahme des Glutamins in der Muskulatur auch bei einer noch deutlicheren Reduzierung des Kohlenhydratanteils gezeigt, denn Glutamin kann in der Skelettmuskulatur als Substrat für die Zuckerneubildung (Glukoneogenese) verwendet werden. Dadurch ist es zu erklären, dass es bei einem geringeren Kohlenhydratanteil in der Nahrung und dadurch auch geringerem Glykogengehalt in den Muskeln zu einem Rückgang des Glutamins kommt, wie die Ergebnisse dieser Studie zumindest andeuten.
Der geringere Glutamingehalt im Blut bei geringerem Kohlenhydratanteil in der Nahrung ist vermutlich auf die Pufferfunktion dieser
Aminosäure im Stoffwechsel zurückzuführen. Bei einer pH-Wert-Verschiebung im Blut in den sauren Bereich nehmen die Nieren vermehrt Glutamin auf, um die überschüssigen H+-Ionen zu puffern. So ist bekannt, dass eine Kohlenhydratreduktion zu einer leichten Ansäuerung des Blutes führt, was hier in der vorliegenden Arbeit wohl tendenziell der Fall gewesen ist, auch wenn 45% der Kalorien in Form von Kohlenhydraten noch nicht als kohlenhydratarm, sondern eher als moderater Kohlenhydratanteil zu bezeichnen ist. Vermutlich hängt auch die oben bereits erwähnte Eigenschaft des Glutamins als Vorstufe für die Zuckerneubildung zu dienen mit dem Plasmaabfall in dieser Studie zusammen.
Diese Daten deuten zusammenfassend darauf hin, d
ass eine Supplementation mit Glutamin umso mehr Sinn macht, je stärker der Kohlenhydratanteil in der Nahrung reduziert wird. Gerade bei sehr stark an der Atkins-Ernährung orientierten Kostformen (z.B. die anabole Diät) macht eine Zufuhr dieser
Aminosäure Sinn,
um die Übersäuerung des Stoffwechsels abzumildern, den Blutzucker zu stabilisieren und nicht zuletzt um auch das Immunsystem zu stärken, das bei einer Reduktion der Kohlenhydrate in der Kost oft geschwächt und der Sportler dann anfälliger für Infekte wird. Vermutlich sind bei solchen kohlenhydratarmen
Diäten 5-20g Glutamin täglich, am besten aufgeteilt auf e
ine Gabe früh und eine nach dem Training, sinnvoll.
Quelle: 2. Blanchard MA, Jordan G et al.: The influence of diet and exercise on muscle and plasma glutamin concentrations. Med Sci Sports Exerc 33, 69-74, 2001