Sinn von Kraftausdauerphasen / Bedeutung der Kapillarisierung im BB
Nachdem das Thema in Dirks "oldschool"-Thread aufkam, dort aber möglicherweise nicht mehr zu Ende diskutiert werden wird, habe ich mich entschlossen, einen separaten Thread dazu aufzumachen. Ein Grund dafür ist auch, dass Robert (dessen Meinung dazu mich explizit interessiert) dort nicht posten möchte.
Also - es geht um Kraftausdauerphasen im BB (bzw. KDK) und deren Sinn. Dirk vertrat im angesprochenen Thread die These, diese seien aus Regenerationsgründen (Hintergrund: Niedrigere Belastung als in Kraftphasen) und aus Gründen der verbesserten Kapillarisierung des Muskelgewebes sinnvoll, KingKikapu hingegen hat dies bezweifelt und dazu einen langen Beitrag verfasst, der für mich absolut logisch und nachvollziehbar klingt. Nun bin ich an Meinungen interessiert, da ich für mich selber nicht den Anspruch erhebe, die Antwort auf die Frage "Machen KA-Phasen Sinn?" zu kennen.
Der Vollständigkeit halber hier das Zitat von King, für alle, die es im anderen Thread nicht gelesen haben:
Zitat:
Zitat von
kingKikapu
Rote Muskelfasern, also die langsam zuckenden und kraftarmen, aber ausdauernden Muskelfasern sind rot, weil sie stark durchblutet werden - also stärker kapillarisiert sind.
Weiße Muskelfasern, also die schnell zuckenden und kraftvollen, aber nicht ausdauernden Muskelfasern sind weiß, weil sie so gut wie kaum durchblutet sind - also kaum kapillarisiert.
Da weiße Muskelfasern besonders stark hypertrophieren und eben für die Kraft eine größere Rolle spielen, trainieren Bodybuilder und Kraftsportler in Lastbereichen, die das Wachstum der weißen Muskelfasern fördern.
Nehmen wir an, im Training werden mit hohem Gewicht 6 Wiederholungen Gekniebeugt. Damit der Muskel diese Arbeit verrichten kann, muss jeder einzelne Muskel mit Energie versorgt werden, die er dann in mechanische Bewegung umsetzten kann. Die dicken und starken weißen Muskelfasern beginnen mit der Arbeit und wandeln ersteinmal energiereiche Phosphate in Energie um. Das ist eine Art Strohfeuer. Die Phosphatreserven im Muskel sind sehr gering und werden innerhalb dieser 6 Wiederholungen vollständig aufgebraucht. Von der ersten Wiederholung an verschiebt sich die Energiegewinnung immer mehr vom Phostphat zum Glykogen. Das Glykogen liefert aber bei weitem nicht soviel Energie in so kurzer Zeit wie die Phosphate. In unserem Beispiel mit den Kniebeugen werden wir somit von Wiederholung zu Wiederholung schwächer, bis die Energie nicht mehr aussreicht und wir den Satz beenden müssen.
Beide Arten der Energiegewinnung laufen ohne Sauerstoff ab und brauchen somit keine sofortige Versorgung durch die Blutlaufbahn. Es wird verbraucht, was im Muskel vorhanden ist und in den Satzpausen wieder langsam aufgefüllt.
Weiße Muskelfasern sind voll mit energiereichen Phosphaten aber eben nicht gut durchblutet. Müssen sie auch garnicht sein, denn sie sind für die Kraftleistungen verantwortlich und brauchen keine sofortige Sauerstoff- oder Glykogenversorgung durch Blut.
Trainiert man nun vermehrt im Kraftausdauerbereich, wird die Versorgung mit energiereichen Phosphaten zweitrangig und die Versorgung mit Sauerstoff und Glykogen wird wichtiger. Der Muskel fäng an, sich an diese Anforderung anzupassen. Er wird stärker durchblutet, aber damit auch langsamer und weniger kräftig, kann aber länger andauernde Belastungen besser handeln. Jetzt stellt sich die Frage, braucht ein Kraftsportler das? Nein, braucht er nicht. Was soll er denn mit einem ausdauernden, gut duchblutetem Muskel, wenn sein langfristiges Ziel die Bewältigung von hohem Gewicht über sehr kurzen Zeitraum ist. Dafür wäre ein weniger gut durchbluteter Muskel mit hohem Anteil an weißen Muskelfasern viel sinnvoller.
Das Kraftausdauertraining hat im Endeffekt nichts anderes verursacht, als die antrainierte Kraftfähigkeit der Muskeln zu schmälern. Beginnt man nach der Kraftausdauerphase wieder mit dem ursprünglichen Training, dauert es nun wieder, bis man das alte Trainingsniveau erreicht hat. Ist man dann wieder bei den alten Gewichten angelangt, ist im Muskel nichts von der zusätzlichen Kapillarisierung übrig, denn der hat sich wieder auf die Belastung durch schwere Gewichte eingestellt und die sinnlose Durchblutung unterbunden, dafür aber wieder mehr energiereiche Phosphate eingelagert, die Fasern verdickt und kann nun wieder das ursprüngliche Kraft-Strohfeuer abbrennen.
Unterm Strich hat man Zeit verschenkt, nichts weiter.
Genau das meint auch BamBam mit seiner Aussage "Die herkömmlichen Periodisierungskonzepte allerdings, bei denen teils über Wochen jeweils nur einseitig ein bestimmtes Ziel verfolgt wird, um dann im nächsten Zyklus das nächste in Angriff zu nehmen, sind suboptimal, wird doch immer die erzielte Kapazität, die im vorherigen Zyklus antrainiert wurde, im folgenden wieder mangels Trainingsreiz dekonditioniert und fällt wieder auf ein deutlich niedrigeres Niveau zurück. Das Ergebnis sind bestenfalls langsame Fortschritte, da in einem späteren Zyklus der Verlust aus den vorherigen erst wieder antrainiert werden muss, bevor man zu neuen Höchstständen gelangen kann."
Ich freue mich auf viele objektive Beiträge. :)
Toll wäre es natürlich, wenn sich auch Dirk hier äußern würde.