Ich musste etwas in meiner Erinnerung kramen, bis mir was einfällt, schlimme/peinliche Momente verdrängt man ja gerne.
Eine Mischung aus peinlich und schlimm war, als ich mir die rechte Arschbacke im Schwimmbad auf einer scharfen Kante aufgeschnitten habe. Ich sitze auf dem Beckenrand und will aus dem Sitzen reinspringen, bis ich merk *oha* irgendwas stimmt da in der hinteren Region nicht.
War eine riesen Wunde; sicher um die 20 Stiche hats gebraucht, um sie zuzunähen.
Die Sprüche in der Grundschule, die ich mir anhören durfte, waren aber der Gipfel an der Sache. :roll: :lol:
Weniger lustig war folgendes, ist vielleicht vier Jahre her: Ich steh mit einem Kumpel wie jeden Tag in der Pause rum und wir unterhalten uns. Es kommen zwei andere vorbei, vielleicht ein bißchen jünger als wir.
Einer von denen macht uns blöd an und gibt mir eine mit. Ich tick total aus, pack den Typen unvermittelt am Kragen, ohne dass der weiß was los ist, und schleuder ihn gegen die nächste Wand. Er kommt ins stolpern und schlägt mit dem Kopf gegen besagte Wand.
Liegen bleibt er auch, rührt sich keinen Mucks, das vielleicht für ein paar Sekunden. Die paar Sekunden kamen mir jedoch wie 10 Jahre vor. Das einzige was ich dachte war: "Scheiße, jetzt hast du den Typ umgebracht, der ist tot, der ist tot...".
Dann steht er wieder auf, heult zwar wie sonstwas, aber sonst ok, kein Blut zu sehen, und gerade laufen kann er auch noch.
Natürlich erzählt er alles der nächsten Lehrerin. Das ist jedoch so eine esoterisch angehauchte Tussi, eine von der ganz sanften Sorte. Sie nimmt mich ins Gebet und sagt, man soll sich nicht in der Schule prügeln. Mehr nicht. Ich dachte ehrlich gesagt, ich flieg dafür von der Schule.
Das ist aber nur die Hälfte der Story.
Am Nachmittag des selben Tages fahr ich mit meinem Vater in die nächst größere Stadt zum einkaufen.
Es war Winter, außerdem waren die Straßen glatt wie sonstwas. Wir gehen auf dem Bürgersteig, als auf einmal eine alte Frau meinen Vater um Hilfe bittet; sie führt uns zu Ihrem Mann, der in einer Seitenstraße ausgerutscht war und übel hingefallen ist.
Wir gehen mit ihr und ich seh den alten Mann, wie er da reglos auf dem Eis liegt, die Zähne ausgeschlagen und Blut sickert aus seinem Mundwinkel.
Natürlich denke ich an die Scheiße, die ich am vormittag noch angestellt hatte.
Es mag sich vielleicht bescheuert anhören für einen Außenstehenden, aber wie ich dem Alten so in die ausdruckslosen, leeren Augen schaue und das Blut sich auf dem Kragen ansammelt, wird mir auf einmal klar, wie wertvoll und zerbrechlich ein menschliches Leben ist, und dass ICH noch vor ein paar Stunden vielleicht ein solches ausgelöscht hätte, wenn alles etwas blöder zugegangen wäre.
Da hab ich mich so hundeelend gefühlt, am liebsten hätte ich auf den Bürgersteig gekotzt. Glaubt mir, noch nie habe ich mich so mies gefühlt wie an diesem Tag.
Seitdem bin ich bei weitem nicht mehr so leicht reizbar und und nicht mehr so aggressiv. Dieser Tag war eine echte Lektion.