Nun ja,
erstens muss ja die Wiederwahl innerhalb von 30 Tagen erfolgen, da kann man nicht allzu lange nachdenken, da ja nach der Nominierung auch noch die eigene Partei auf Trab gebracht werden muss. Glaub nicht, dass das so einfach ist, einfach jemanden zu nominieren. Das geht jetzt erst richtig los (auch ohne Gauck), da wird geschachert und gemacht und getan. Das reicht von Aufmerksamkeit bei der Kanzlerin erregen bis hin zu Erpressung. Außerdem müssen auch noch die Richtigen Wahlfrauen und Männer für die Bundesversammlung aufgestellt werden. Das ist echt heftig.
Zweitens hätte es eine ziemliche Schwäche bedeutet, wenn die Kanzlerin resp. die Regierung länger gebraucht hätte um einen Kandidaten zu finden. Innenpolitisch wäre das ein Desaster geworden. Von daher war die Uschi ein ganz gutes "Zwischenspiel" um sich Zeit zu verschaffen. Ich glaube sogar, das war ein abgekartertes Spiel, also der Uschi wurde unter der Hand zugespielt, dass sie Chancen hätte bzw. dass Ihr Namen gefallen wäre. Das macht dann irgend ein Assistent von einem Assistenten von einem Assistenten, bei einem kurzen Telefonat mit einem Berater.
Drittens ist die Lage garnicht mal so schlecht für die Kanzlerin: Würde Wulff sich zurückziehen, hätte sie sogar zwei Fiegen mit einer Klappe geschlagen, nämlich Wulff bleibt weiterhin in Hannover hocken und hat dazu noch verloren, zweitens hat sie mit Gauck noch einen angenehmeren auf der Präsi-Stelle hocken, als mit ihrem Kandidaten. Vielleicht war es ja sogar Absicht, den zweitbesten Kandidaten zu nennen, in der Gewissheit, dass die Opposition den besseren vorschlägt. Das wäre dann für die SPD ein Phyrrus sieg.
Politik ist mehr als nur schöne Reden zu halten, da geht es um Macht. Das ist täglicher Meuchelmord. Freundschaften sind Zweckbündnisse und die Verhältnisse ändern sich von einem Moment auf den anderen. Ehre ist dort eine leere Hülse und was Du heute im Vertrauen einem "Parteifreund" anvertraust wird morgen gegen Dich verwendet.