Stimmt natürlich, aber alles was Eure Generation heute "durchmachen" müßte, auch beim Bund, ist verglichen mit dem was in der DDR noch 1988 selbstverständlich war ein Lacher. Durch den Fall der Mauer bin ich zum Glück am Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee (NVA) vorbeigeschrammt. Damals war praktisch so gut wie jeder tauglich, egal wie krank er war. Zur Not wurde er eben in der Küche oder woanders im Rückwärtigen Dienst eingesetzt, aber gezogen wurde er auf jeden Fall. Zivildienst in dem Sinne wie heute bekannt gab es nicht, nur die sogenannten "Spatensoldaten", die zwar nicht schießen mußten, dafür aber geschliffen und schikaniert wurden bis zum Umfallen. Außerdem waren diesen Leuten weite Felder des Berufslebens verschlossen, einen Studienplatz bekam sowieso nur wer sich "freiwillig" für mindestens 3 Jahre NVA verpflichtete.Zitat:
trotzdem hockt man jeden tag 8h in der zivistelle.
Der Sold betrug damals 120 Ostmark im Monat, zum Vergleich: ein Lada Samara kostete 38.000 Ostmark, ein TV ab 5.000 Ostmark (Mono und ohne VT und Fernbedienung).
Dafür standen einem Soldaten 18 Tage Urlaub im Jahr zu, ich glaube sechs verlängerte Wochenenden von Freitag nach Dienstschluß (17.00 Uhr) bis Dienstag zu Dienstbeginn (07.00 Uhr), für die jeweils der Montag als Urlaubstag von den 18 Tagen Urlaub abgezogen wurde. Zusätzlich alle 4 bis 8 Wochen mal ein Kurzurlaub, der wohl von Samstag 13.00 Uhr bis Sonntag 24.00 Uhr ging. Die meisten Soldaten wurden an so entfernte Standorte verlegt, daß sie kaum zu Hause waren und schon mußten sie wieder los.
Der Dienst war knüppelhart, mindestens einmal die Woche war Wachdienst (24 Stunden) dran, und in den Einheiten gab es mindestens aller drei Wochen (oft noch häufiger) nächtlichen Gefechtsalarm und Kriegsspielchen inklusive Zelten im Winter. Nach "Dienstschluß" waren Stuben- und Revierreinigen, Putz- und Flickstunde, politische Agitationsveranstaltungen und für die "Lieblinge" der Vorgesetzten zusätzliche Schliffe und Sonderreviere angesagt. Wirklich dienstfrei war dann eigentlich nur der Sonntag, falls man da keine Wache hatte. Ausgang gab es für Soldaten wenn sie artig waren an einem Abend in der Woche, ein schlecht gemachtes Bett oder eine nachlässige Ehrenbezeigung gegenüber einem Vorgesetzen konnte den Ausgang ruckzuck versauen.
Der Grundwehrdienst dauerte damals mindestens 18 Monate, Arresttage wurden hinten angehängt und waren nachzudienen. Die meisten Wehrpflichtigen wurden anschließend regelmäßig bis zum 50. Lebensjahr im Turnus zwischen 2 und max. 5 Jahren als Reservisten für jeweils 3 Monate erneut einberufen.
So gesehen geht es Euch heute so gut wie keiner Generation Deutscher je zuvor, und über Euren Unmut über bestimmte Dinge kann ich in Kenntnis anderer Zeiten nur milde lächeln. ;)