Geht ja richtig zur Sache hier.
Und nun mal die entscheidende Frage: Wer hat seinerzeit Türken und andere Ausländer als billige Arbeitskräfte für minderqualifizierte, schwere oder schmutzige Arbeiten gebraucht, und nach Deutschland geholt?
War es nicht logisch und absehbar, wenn man Menschen für "niedere" Arbeiten - also Drecksarbeit und minderqualifizierte Arbeiten - ins Land holt, man da ganz überwiegend nicht eben Akademiker oder Leute mit höherer Bildung erwischt?
Und nun mal zu meiner Sichtweise. Deutschland selbst war es, das diese Menschen gebraucht und gesucht hat. Durch globale Veränderungen ist Deutschland kein Standort mehr, der im Billiglohnbereich eine Chance hat, da haben wir gegen aufstrebende Länder wie China und auch osteuropäische Länder keine Chance, so billige Löhne wie dort kann es hier nicht geben, wenn davon jemand leben soll. Und nun haben wir ein Problem, denn auch die Nachkommen der geringqualifizierten Ausländer die heute bei uns leben haben überwiegend einen niederen Bildungsstandard, oft nicht mal eine Berufsausbildung. Die Arbeiten aber, die man mit solcher Qualifikation ausführen könnte, sind großteils weggebrochen.
Im Ergebnis sind die ausländischen Gastarbeiterfamilien in zweiter und dritter Generation in eine prekäre Lage geraten, oftmals Sozialfälle, als nunmehr nutzlose und ungeliebte Menschen ins Abseits gestellt. Und mit jeder pauschalen Kritik an "den Türken" isoliert man sie mehr statt sie zu integrieren, und beschwert sich dann, wenn die Türken dann eben eigene Netzwerke und soziale Strukturen schaffen, in denen sie leben können und Achtung finden. Parallelgesellschaften entstehen am sichersten dadurch, daß man andere aus seine eigenen Gesellschaft ausgrenzt. Welchen Grund sollte ein "messerstechender, gewalttätiger und asozialer Türke" wohl haben, sich mit der deutschen Gesellschaft zu identifizieren, sich in sie zu integrieren, wo er so behandelt wird? Wenn man über Menschen stets schlechter denkt als sie sind, dann können sie schnell schlechter werden als man je gedacht hat.
Hier in Berlin leben nach meiner Kenntnis rund 200.000 Türken, sie gehören hier zum Straßenbild. Und mit noch keinem hatte ich je ein Problem, keiner hat mich angemacht, keiner sich respektlos verhalten, und keiner hat mich je angegriffen. Ich denke, ein Gutteil des "Ärgers" mit Türken resultiert aus negativen Erwartungshaltungen, und vor allem daraus wie man mit diesen Menschen umgeht, ihnen entgegentritt.
Was uns heute kein bißchen weiterhilft ist das Betonen von Unterschieden, oder gar das Scheren über einen Kamm. Integration ist etwas, das beide Seiten aktiv betreiben müssen, und Ausgrenzung und Ablehnung schließen eine Integration begriffsnotwendig aus. Gerade die heute junge Generation der Türken ist weit offener gegenüber uns Deutschen, als es viele glauben. Diese Menschen sind hier geboren, das ist ihre Heimat, und bei aller kulturellen Verbundenheit zur Türkei fühlen sie sich nicht dort zu Hause sondern in Deutschland.
Was gab es bei dem EM-Spiel Deutschland - Türkei vorher für Unkenrufe, was es hier für einen Bürgerkrieg geben werde, wenn die Türkei verliert. Und was war? Nichts ist passiert, Deutsche und Türken haben gemeinsam und friedlich gefeiert, und nichts anderes habe ich erwartet.
Leben muß man mit den Tatsachen, daß intellektuell weniger hochstehende Menschen (welcher Herkunft auch immer) im Regelfall Kinder gleicher Eigenschaft haben, und daß Menschen in schwieriger sozialer Lage überdurchschnittlich in Straftaten verwickelt sind. Die Fehler lagen da in der Vergangenheit, und vor allem auf deutscher Seite. Ein Kaninchenzüchter der sich kleinwüchsige Kaninchen mit verkrüppelten Ohren in den Stall holt, nur weil sie billig sind, der darf sich hinterher nicht beschweren, wenn sie dem Zuchtideal nicht entsprechen.
Daß straffällige Personen gleich welcher Herkunft bestraft gehören, das ist eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem muß man die konkreten Täterpersonen für sich genommen betrachten und verurteilen, und nicht eine ganze Gruppe Menschen kollektiv in Haftung nehmen.