„Die Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“.
Dies ist eines der berühmtesten Zitate der Aufklärung von Immanuel Kant.
Eines der wichtigsten Werke der Aufklärung ist das Theaterstück von Gotthold Ephraim Lessing: „Nathan der Weise“. Ein wesentlicher Bestandteil davon ist die Ringparabel.
Bevor ich darauf nähe eingehe, fasse ich diese noch einmal kurz zusammen.
Ein Vater hat in alter Tradition einen Ring von seinem Vater geerbt, der ihm Glück und die Hilfe Gottes bringen soll. Dieser Ring wird vom Vater nach dem Tod immer an denjenigen Sohn weitergegeben, den der Vater am liebsten hat. Dann gerät der Ring aber an einen Vater, der alle seine drei Söhne gleich lieb hat. Ohne dass die anderen Brüder davon wissen, verspricht er jedem von ihnen den Ring, und beauftragt einen Künstler den Ring nachzumachen, so dass das Original nicht mehr von den Kopien zu unterscheiden ist. Nach dem Tod des Vaters bricht ein Streit unter den Brüdern aus, welcher von ihnen den richtigen Ring hat. Die Söhne verklagen sich gegenseitig und ein Richter spricht das Urteil. Er sagt dass sich nicht mehr beweisen lasse, welcher der richtige Ring sei, da sich jeder der Brüder selbst am meisten liebt. Welcher Ring der echte ist, lässt sich nicht mehr feststellen.
Die Ringparabel wird folgendermaßen interpretiert:
Die 3 Söhne stehen für die 3 Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam.
Der Vater steht für Gott, der seine Söhne, also die Weltreligionen, alle gleich liebt. Da am Ende jedoch jeder Sohn einen Ring hat und darauf beharrt dass es der richtige sei, muss ein Richter das Urteil sprechen.
Dieses lautet in der Parabel, dass die Echtheit der Ringe nicht zu beweisen ist und damit ist die „Wahrheit“, welches denn die richtige Religion sei, durch den Menschen nicht ermittelbar.
Nun bleibt noch zu erwähnen, dass Lessing die Geschichte nicht selbst ersonnen sondern sie aus Boccaccios „Dekameron“ zum größten Teil abgeschrieben hat. Er schrieb die Geschichte, die im Mittelalter entstand, jedoch in einem wesentlich toleranterem Geist und glich sie an die Epoche der Aufklärung an, indem er Sätze wie “der listige Jude mit seinem Wucherzins…“ ausließ.
Welche Rolle spielt Lessings Werk in Zusammenhang mit der Epoche der Aufklärung?
Die Idee der Toleranz zwischen den Relgionen ist ein grundlegender Gedanke der Aufklärung, die von starren und überholten Vorstellungen und Vorurteilen befreien will.
Vorher wurde den normalen Menschen vorgeschrieben, was sie tun sollten und zu glauben hatten. Doch wie Kant in dieser Zeit sagte: “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Bei "Nathan der Weise" wird dem Zuschauer hingegen vorgeführt, wie man richtig handelt. Nämlich mit Toleranz und Kompromissen. Während der Aufklärung wird nichts mehr einfach so hingenommen weil es die Oberen so vorschreiben, sondern der Grund z.B. der Kreuzzüge oder des Absolutismus wird kritisch hinterfragt.
Lessings Werk war ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Aufklärung.
Der Dichter vertrat die Ansicht, dass die einzelnen Religionen in dieser Entwicklungsgeschichte die Aufgabe haben, die Menschen moralisch zu erziehen.
Lessing ging sogar soweit, dass er sinngemäß sagte: Irgendwann brauche man keine Religionen mehr, weil jeder Mensch instinktiv weiß was das Richtige ist und er dann danach, statt nur auf seinem eigenen Vorteil bedacht, handelt.