Kraftstation für den Anfang
Hallo,
ich würde gerne wieder mit Bodybuilding beginnen. Bin allerdings 41 Jahre und in untrainiertem Zustand.
Als junger Mann habe ich viel an einer Hantelbank trainiert, was halt auf einer Hantelbank mit Lang-, Kurzhantel und Beincurl so möglich war. Habe damals auch Eiweiß zugeführt. Das war in den 90ern. Gab sogar recht nette Ergebnisse. Daneben sechs Jahre Kickboxen.
Danach kam chronische Krankheit (Autoimmunerkrankung, Cortison, Immunsuppressiva, Osteoporose, 2016 dann zwei Monate künstl. Koma, Multiorganversagen). Nun der jetzige Stand ist, dass die Erkrankung vermutlich weg ist, keine Medikamente seit zwei Jahren, Organe laufen alle wieder, nur die Osteoporose ist geblieben (keine leichte). Das Problem war/ist, dass während dem Koma die Muskelmasse so stark abbaute, dass nach dem Aufwachen nicht mal mehr das drücken einer Taste auf der TV-Fernbedienung möglich war. Mit beiden Daumen mit voller kraft runter gedrückt. Musste die Muskulatur quasi von Null aufbauen, um überhaupt Hand heben zu können, zu sitzen, zu gehen.
Jetzt gehe ich ganz normal. Ohne Krückstock - den nutzte ich eine Weile als Sicherheit wegen dem Gleichgewicht.
Leider haben die Nerven in den Unterschenkeln und Füßen einen Schaden abbekommen, so dass ursprünglich der Fußheber gar nicht funktionierte. Jetzt kann ich da wieder alles bewegen. Aber vom normalen alltäglichen gehen und den normalen Bewegungen, da trainiert man Muskulatur nicht auf. Auch nicht die, die man vor so einem künstlichen Koma hatte.
Deshalb wollte ich erst mal meine Muskulatur in den Zustand eines normalen Menschen zurecht-trainieren und dann mit dem Bodybuilding anfangen - natürlich aufpassen wegen der Gewichte mit der Osteoporose.
Mit Ärzten ist alles abgeklärt - oder in anderen Worten - kann man wenig Hilfe erwarten. Die meinen, ich soll machen was ich mir zutraue. Wundern sich eher, dass ich mir das antun will und meinen ich soll froh sein, dass man das überlebt hat und jetzt sogar gehen kann, statt im Pflegebett zu liegen. Ärzte halt. Eine bestimmte Belastung ab wann der Knochen bei mir brechen könnte, können sie auch nicht vorhersagen. Also vorsichtig angehen.
Man glaubt es kaum, aber wenn man Osteoporose hat, merkt man bei Überbelastung, dass es für den Knochen "kritisch" wird. Dann kann man das Gewicht abwerfen oder sofort die Bewegung beenden, bevor es zum Bruch kommt.
Nun dachte ich erst Mal an ein Gerät, womit ich arbeiten kann. Habe mir die Kraftstationen in einem größeren Fachgeschäft angeschaut.
Da fiel mir die Hammer / Finnlo Bio Force mit den Stickstoffzylindern auf. Der Vorteil für mich wäre hauptsächlich, dass die Gewichtstapelei mit den Stangen etc. wegfallen würde. Auch platzmäßig wäre sie für den Raum, wo sie hin soll passend. Ins Studio möchte ich nicht.
Link der Bio Force: https://bio-force.finnlo.de/bio-force-extreme.html
Maximale Belastung ist da ca. 120 kg. Für Bankdrücken ist das sicher kein Gewicht. Aber für solche Sachen, könnte ich mir später dann noch die Langhantel + Bank holen.
Was hält ihr von dem Ding? Die Technik kenne ich aus meiner Jugend nicht. Da gab es nur die großen Kraftstationen und Hantelbänke.
Ist das absolut gleichwertig, wenn ich an der Bio Force ein Gewicht von beispielsweise 15 kg für Bizeps-Training einstelle, als wenn ich mit einer 15 kg Hantel den Bizeps klassisch trainiere?
Bei der Bio Force ist der Ausführungsweg nicht vorgegeben. An sich nicht schlimm, wenn man weiß, wie die Ausführung der Bewegung vonstatten gehen soll.
Habe noch viele Bücher aus den 90ern, wo auch die Ausführung genau bebildert und beschrieben ist. Hat sich da wesentlich was verändert, so dass es sich lohnen würde neue Literatur dazu anzuschaffen oder kann man mit dem damaligen Wissen trainieren? Ist vielleicht ne blöde frage, aber könnte sein, dass man in der Zwischenzeit was rausgefunden hat, so dass man bestimmte Übungen in der Vergangenheit falsch und Schädlich für den Körper trainierte.
Habe ich noch Etwas vergessen, was wichtig gewesen wäre?
Sorry für den langen Text. Wollte genau beschreiben, was ich suche und möglichst viele Informationen geben.
Danke für Eure Zeit und Eure Antworten.
Grüße
artur
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Hi Artur,
Morbus Crohn gehört zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise auch Rheuma, entsprechend sah Deine Behandlung über eine sogenannte Basistherapie aus Prednisolon, MTX usw. auch aus wie bei einem Rheumatiker. Die erheblichen Nebenwirkungen der Basistherapie sind bekannt, gleichwohl fehlt es jedenfalls im jetzigen Zeitpunkt nach wie vor an therapeutischen Alternativen.
Deine derzeitige Knochendichte ist natürlich unter aller Sau und daran muß unbedingt gearbeitet werden. Den Punkt mit der Sonnenlichtexposition hatte ich schon angesprochen, zum Calcium und Vitamin D3 müßte zusätzlich ein Mittel wie die genannte Alendronsäure oder ein anderes Bisphosphonat oder das von Dir angesprochene Prolia hinzukommen. Es stimmt, Prolia wäre bei Dir nur als off label use einsetzbar, aber bei dieser Befundlage sehe ich da keine Probleme. Jedoch muß zwingend sowohl bei Bisphosphonaten wie auch beim Prolia vorher ausgeschlossen werden, daß der Serumcalciumspiegel zu niedrig ist (Hypocalcämie). Prolia ist ein Antikörper-Präparat und wirkt hochselektiv, die möglichen Nebenwirkungen sind recht ähnlich denen bei den Bisphosphonaten, jedoch habe ich da Bedenken mit Blick auf den Morbus Crohn. Studien finde ich dazu zwar nicht, aber ich würde dennoch erst einmal einen anderen Wirkstoff versuchen. Im Hinblick auf Morbus Crohn wäre aus meiner Sicht der Wirkstoff Teriparatid (Handelsname: Forsteo) unkritischer, allerdings müßte da täglich eine Injektion erfolgen (kann der Patient selbst). Leider kostet da eine Einzeldosis meiner Erinnerung nach gut 625 €, aber das ist ja nicht Dein Problem. Zur Behandlung einer durch eine systemische Langzeit-Glukokortikoidtherapie wie bei Dir verursachten Osteoporose ist das Präparat zugelassen (auch bei Männern).
Daneben solltest Du besonders auf die Ernährung achten, möglichst keine Cola, Kaffee und Schwarzen Tee nur in Maßen, maßvoll rotes Fleisch, eher fettarme Speisen, viel Milchprodukte (idealerweise Sojamilch), viel frisches rohes Gemüse und Obst mit Fokus auf Aufnahme der Vitamine A und C. Bei der täglichen Proteinzufuhr solltest Du in etwa 130 g/d anstreben, vorausgesetzt Deine angegebenen 100 kg Körpergewicht stimmen. Solltest Du rauchen, bitte unbedingt damit aufhören.
Angesichts Deiner aktuell miesen Knochendichte müßten die derzeit in Betracht zu ziehenden Arbeitsgewichte noch zurückhaltender sein, als ich das zunächst ohne die Kenntnis der Details vermutet habe. Das kann dann erst allmählich gesteigert werden. Für die Beine wäre sogar ein Ergometer erstmal sinnvoller und sicherer, als ein originäres Kraftsportequipment. Bei dem Rack muß man unterscheiden, da gibt es zum Einen solche Half Cage Racks, und dann solche die einem Käfig ähneln. Letztere haben nicht nur diese verstellbaren Ablagen für die Hantelstange, sondern zusätzlich seitlich höhenverstellbare Sicherheitsablagen, die auch eine abgeworfene Hantel fangen und so Verletzungen oder einen beschädigten Fußboden verhindern. Die Hantelbank ist in beiden Fällen separat und wird einfach vor bzw. in das Rack gestellt. Für die käfigartige Rackversion sind ab 200 € zu berappen, mit Features wie Klimmzuggriffen, integriertem Zugturm oder Dipsstangen wird es ggf. auch teurer.
Angesichts Deiner geschilderten Venenprobleme scheidet das Okklusionstraining aus. Was hältst Du von Schwimmen? Hast Du dafür eine Möglichkeit? Das wäre jetzt zum Einstieg eigentlich das Allerbeste. Und das Allerschlechteste nenne ich auch gleich, das wäre ein zu großer Ehrgeiz möglichst schnell beim Training voranzukommen, denn das mit dem Wiederaufbau der Knochen erfordert Jahre. Das von mir genannte Präparat ist maximal 2 Jahre am Stück einzusetzen und läßt in dieser Zeit ungefähr eine Verbesserung der Knochendichte um 13 bis 16% erwarten, womit ein Rückgang des Frakturrisikos speziell an den Wirbelkörpern von etwa 70% einhergeht. Trotz dieser beachtlichen Verbesserungen wärest Du dann aber immer noch nicht im Bereich der Normalität und vollen Belastbarkeit, gleichwohl wirst Du im Alltag deutlich besser dastehen.