Aspirin Tabletten
Tabletten (0,1 und 0,5 g) und Kautabletten,
Instant-Tabletten

Analgetikum, Antipyretikum

Zusammensetzung

Wirkstoff: Acidum acetylsalicylicum.

Tabletten zu 0,5 g: Acidum acetylsalicylicum, Excipiens pro compresso.

Tabletten zu 0,1 g: Acidum acetylsalicylicum, Excipiens pro compresso.

Kautabletten zu 0,5 g: Acidum acetylsalicylicum, Aromatica, Aspartamum, Color: E 110, Excipiens pro compresso.

Aspirin 500 Instant-Tabletten zu 0,5 g: Acidum acetylsalicylicum, Excipiens pro compresso.

Eigenschaften/Wirkungen

Acetylsalicylsäure (ASS) ist der Essig-Ester der Salicylsäure und gehört als Vertreter der Salicylate zur Arzneistoffgruppe der sauren nicht-steroidalen Analgetika/Antiphlogistika (NSAID).

Periphere analgetische Wirkung

Die periphere analgetische Wirkung kommt durch die Hemmung der Cyclooxygenase zustande. Dadurch wird die Bildung der Prostaglandine (E2 und I2) gehemmt, die an der Entstehung von Schmerzen beteiligt sind.

Antipyretische Wirkung

Die antipyretische Wirkung beruht auf einer zentralen Wirkung auf das hypothalamische temperaturregulierende Zentrum, wodurch eine periphere Dilatation der Hautgefässe mit Schwitzen und Wärmeverlust resultiert. Die zentrale Wirkung beinhaltet wahrscheinlich auch eine Hemmung der Synthese der Prostaglandine, die den Effekt endogener Pyrogene im Hypothalamus übertragen.

Pharmakokinetik

Resorption

ASS wird nach oraler Applikation rasch und praktisch vollständig resorbiert.

Für Aspirin-Tabletten wurde nach einer oralen Einzeldosis von 500 mg für Acetylsalicylsäure bzw. Salicylsäure eine maximale Plasmakonzentration von 8,2 µg/ml (Cmax) in 0,5 Std. (tmax) bzw. 26,2 µg/ml (Cmax) in 1,3 Std. (tmax) erreicht.

Für Aspirin-Tabletten wurde nach einer oralen Einzeldosis von 100 mg für Acetylsalicylsäure bzw. Salicylsäure eine maximale Plasmakonzentration von 2,5 µg/ml (Cmax) in 0,5 Std. (tmax) bzw. 5,7 µg/ml (Cmax) in 1,2 Std. (tmax) erreicht.

Für Aspirin-Kautabletten wurde nach einer oralen Einzeldosis von 1000 mg für Acetylsalicylsäure bzw. Salicylsäure eine maximale Plasmakonzentration von 13,5 µg/ml (Cmax) in 0,3 Std. (tmax) bzw. 42,1 µg/ml (Cmax) in 60 Min. (tmax) erreicht.

Verteilung

Die freie Salicylsäure verteilt sich rasch auf alle Gewebe und Flüssigkeitsräume (synoviale, spinale, peritoneale Flüssigkeit).

Das Verteilungsvolumen ist Dosis- und pH-abhängig und beträgt 0,1-0,2 l/kg. Salicylsäure ist bei klinisch üblicher Dosierung zu 60 bis 90% an Plasmaproteine, vorwiegend Albumin, gebunden; die Bioverfügbarkeit beträgt 80-100%.

Optimale Wirkkonzentrationen im Plasma

Analgetische und antipyretische Eigenschaften entfaltet die ASS bei Salicylat-Plasmaspiegeln unter 100 mg/l.

Metabolismus

ASS wird bereits im Magen, in der Darmwand und bei der ersten Leberpassage («First-pass-effect») kurz nach der Resorption esterolytisch gespalten und besitzt damit eine relativ kurze Halbwertszeit von etwa 15 Minuten. Die Biotransformation der Salicylsäure erfolgt vor allem in der Leber. Durch Bindung der Salicylsäure an Glyzin entsteht Salicylursäure, die durch Konjugation mit Glukuronsäure oder Schwefelsäure weiter umgesetzt wird. Die Plasmahalbwertszeit der Salicylsäure beträgt nach Einnahme niedriger Dosen (<2-3 g täglich) 2 bis 3 Std. nach Gabe von >3,0 g 15-30 Std.

Elimination

Die Ausscheidung erfolgt praktisch vollständig renal als Salicylsäure (ca. 10%), als Salicylursäure (ca. 75%) und als Konjugate der Salicylursäure (ca. 10%).

Für den relativen Anteil der renal ausgeschiedenen Metaboliten spielt neben der Dosis besonders auch der pH-Wert des Urins eine bedeutende Rolle. Gepufferte ASS dagegen hebt den Urin-pH in alkalische Bereiche an und wandelt die Salicylsäure in dissoziiertes Salicylat um, das nicht mehr rückresorbiert wird.

Einige Magenmittel (Antazida), können die für bestimmte Indikationen erforderlichen genügend hohen kontinuierlichen Salicylatplasmaspiegel nach Einnahme von ungepufferter ASS beeinträchtigen.

Kinetik in besonderen klinischen Situationen

Elimination bei eingeschränkter Leberfunktion: Da die Metabolisierung der ASS überwiegend in der Leber erfolgt, muss mit einem verlangsamten Abbau der ASS zu Salicylsäure gerechnet werden (Kumulierung).

Elimination bei eingeschränkter Nierenfunktion: Bei Niereninsuffizienz wird die Abbaugeschwindigkeit für die Salicylsäure im Blutplasma nicht beeinträchtigt; dagegen nimmt der Gehalt an inaktiven Salicylsäure-Metaboliten, vor allem an konjugierter Salicylursäure aber zu.

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Plasmaproteinbindung vermindert. Im weiteren liegt über die Kinetik bei Kindern sowie alten Leuten kein spezielles Erkenntnismaterial vor.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Belegte Indikationen

Behandlung von leichten bis mässig starken, akuten Schmerzen (Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Schmerzen im Bereich von Gelenken und Bändern, Rückenschmerzen, Schmerzen bei Erkältungskrankheiten).

Symptomatische Behandlung von Fieber.

Dosierung/Anwendung

a) Aspirin Tabletten (0,5 g)

Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren und schwerer als 40 kg:

Einzeldosis: 1-2 Tabletten.

Maximale Tagesdosis: bis 6 Tabletten.

Übliches Applikationsintervall: 4-8 Stunden.

Die Tabletten werden - in Wasser zerfallen - möglichst nach einer Mahlzeit mit viel Flüssigkeit (200-300 ml) eingenommen.

b) Aspirin 100, Tabletten (0,1 g)

Bei Fieber und Schmerzen wird die Einzeldosis im allgemeinen dem Alter des Kindes angepasst.

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Alter Körper- Einzel- max.
gewicht dosis Tagesdosis
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6-12 Monate 7-10 kg 50-100 mg 300 mg
1-3-jährig 10-15 kg 100 mg 400 mg
3-6-jährig 15-22 kg 200 mg 800 mg
6-9-jährig 22-30 kg 300 mg 1200 mg
9-12-jährig 30-40 kg 400 mg 1600 mg
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Art der Anwendung

Bei Kleinkindern empfiehlt es sich, die Tabletten in einem Teelöffel Flüssigkeit zerfallen zu lassen oder sie den Speisen beizumischen. Etwa ¼-½ Glas Flüssigkeit nachtrinken.

c) Aspirin 500 Instant-Tabletten

Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren und schwerer als 40 kg:

Einzeldosis: 1-2 Instant-Tabletten.

Maximale Tagesdosis: bis 6 Instant-Tabletten.

Die Instant-Tabletten in einem Glas Wasser auflösen und trinken.

Einzeldosis resp. maximale Tagesdosis für Kinder ab 3 Jahre siehe bei Aspirin 100.

d) Aspirin Kautabletten

Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren und schwerer als 40 kg:

Einzeldosis: 1-2 Tabletten.

Maximale Tagesdosis: bis 6 Tabletten.

Tabletten im Munde zerkauen und ohne oder mit Wasser schlucken.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen

- Überempfindlichkeit gegen Salicylate und/oder andere Entzündungshemmer (Antirheumatika).

- Hämorrhagische Diathese.

- Magen-Darm-Ulcera.

- Schwere Leberfunktionsstörungen.

- Schwere Niereninsuffizienz.

- Letztes Trimenon der Schwangerschaft.

Vorsichtsmassnahmen

- Die Bioverfügbarkeit dieses Präparates wurde nicht ausreichend untersucht, um es in höheren Dosen als Antirheumatikum zu verwenden.

Vorsicht ist geboten bei:

- Nieren- und/oder Leberinsuffizienz;

- chronischen oder rezidivierenden Magen- oder Duodenalbeschwerden;

- Asthma bronchiale oder allgemeiner Neigung zu Überempfindlichkeit;

- Nasenschleimhautpolypen;

- genetisch bedingtem Glucose-6-Phosphatdehydrogenase-Mangel;

- gleichzeitiger Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten;

- Zuständen mit erhöhter Blutungsgefahr (z.B. Dysmenorrhoe, Verletzungen).

Der Patient muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass Schmerzmittel nicht ohne ärztliche Verordnung über längere Zeit regelmässig eingenommen werden dürfen. Längerdauernde Schmerzen bedürfen einer ärztlichen Kontrolle.

Die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln, insbesondere bei Kombination mehrerer schmerzstillender Wirkstoffe, kann zu dauerhafter Nierenschädigung mit dem Risiko eines Nierenversagens (Analgetika-Nephropathie) führen.

Der Patient ist darauf hinzuweisen, dass bei chronischer Einnahme von Analgetika Kopfschmerzen auftreten können, die zu erneuter Einnahme und damit wiederum zum Unterhalt der Kopfschmerzen führen können (sogenanntes Analgetikakopfweh).

Bei Kindern unter 12 Jahren, bei denen Verdacht auf Grippe oder Windpocken besteht, sollte die Anwendung von Aspirin mit Vorsicht erfolgen (Reye-Snydrom). Ein Kausalzusammenhang dieses Syndroms mit der Einnahme von Sylicylat-haltigen Arzneimitteln ist bisher allerdings nicht eindeutig erwiesen.

Schwangerschaft/Stillzeit

Schwangerschafts-Kategorie: C,

letztes Trimenon der Schwangerschaft D

Salicylate haben im Tierversuch unerwünschte Effekte (wie erhöhte Sterblichkeit, Wachstumsstörungen, Salicylat-Intoxikationen) auf den Föten gezeigt, es existieren jedoch keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen.

Aufgrund bisheriger Erfahrungen scheint jedoch das Risiko bei normalen therapeutischen Dosen allerdings gering zu sein.

Im letzten Trimenon der Schwangerschaft kann die Einnahme von Acetylsalicylsäure zu Wehenhemmungen und Blutungen, zu einer Verlängerung der Gestationsdauer und zu vorzeitigem Verschluss des Ductus arteriosus führen.

Salicylate gehen in die Muttermilch über. Die Konzentration in der Muttermilch ist gleich oder sogar höher als die mütterliche Plasmakonzentration. Bei den üblichen kurzzeitig angewandten Dosen (für Analgesie und Antipyrese) sind keine nachteiligen Folgen für den Säugling zu erwarten.

Unerwünschte Wirkungen

Magen-Darm-Trakt

Häufig: Mikroblutungen (70%), Magenbeschwerden.

Gelegentlich: Dyspepsie, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe.

Selten: Magen-Darm-Blutungen, Magen-Darm-Ulzerationen.

Überempflindlichkeitsreaktionen

Gelegentlich: Auftreten von Asthma.

Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen in Form von erythematösen/ekzematösen Hauterscheinungen, Urtikaria, Rhinitis, Bronchospasmus, angioneurotischem Ödem, Blutdruckabfall bis hin zum Schock.

Selten: schwere Hautreaktionen bis hin zum Erythema exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxisch epidermale Nekrolyse.

Leber

Selten: Leberfunktionsstörungen (z.B. Transaminasenerhöhung).

Niere

Selten: Nierenfunktionsstörungen.

Blut und blutbildende Organe

Verlängerte Blutungszeit.

Selten: Thrombozytopenie, Agranulozytose, Panzytopenie, Leukopenie, aplastische Anämie.

ZNS-Reaktionen

Selten: Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Sehstörungen, Schwerhörigkeit, Verwirrtheitszustände.

Sonstige

Selten: Reye-Syndrom bei Kindern unter 12 Jahren mit einer viralen Infektion (z.B. Grippe oder Windpocken).

Selten: Hypoglykämie, Eisenmangelanämie, Störungen des Säure-Basen-Haushaltes.

Interaktionen

Verstärkung der Wirkung von Antikoagulantien, oralen Antidiabetika, Barbituraten, Lithium, Sulfonamiden und Trijodthyronin.

Erhöhung der Plasmakonzentrationen von Phenytoin und Valproat. ASS bewirkt eine Freisetzung der gebundenen Valproinsäure aus den Serumproteinen und eine Herabsetzung dessen Metabolismus. Somit werden die Plasmakonzentrationen von Valproat erhöht, was zu einer höheren Rate von unerwünschten Wirkungen bis zu Zeichen einer Intoxikation wie Tremor, Nystagmus, Ataxie und Persönlichkeitsveränderungen führen kann.

Verstärkung von Wirkung und Nebenwirkungen von allen nichtsteroidalen Antirheumatika.

Erhöhung der Methotrexat-Plasmakonzentrationen (Verstärkung der Nebenwirkungen von Methotrexat).

Abschwächung der Wirkung von Aldosteronantagonisten (z.B. Spironolacton), Schleifendiuretika.

Antihypertensiva (ACE-Hemmer und b-Blocker): Bei Hypertoniker, die mit diesen Medikamenten und Aspirin behandelt werden, soll der Blutdruck engmaschig überwacht und gegebenenfalls die Dosierung angepasst werden.

Verlängerung der Plasmahalbwertszeit von Penicillinen.

Zusammen mit Kortikosteroiden oder Einnahme von Alkohol steigt das Risiko von Magen-Darm-Blutungen.

Abschwächung der Wirkung von Urikosurika (z.B. Probenecid, Sulfinpyrazon).

In niedrigen bis mittleren analgetischen Dosen (2 g/Tag) verringert die Acetylsalicylsäure die Ausscheidung von Harnsäure. Dies kann bei Patienten, welche bereits eine geringe Harnsäure-Ausscheidung aufweisen, Gicht auslösen.

Dosen höher als 5 g/Tag (für Aspirin nicht indiziert) können im Gegenteil eine Urikosurie bewirken.

Überdosierung


Schwere Vergiftungserscheinungen können sich langsam, d.h. innert 12-24 Stunden nach Einnahme entwickeln. Nach oraler Einnahme einer Dosis bis 150 mg ASS/kg KG ist mit leichten, bei Dosen >300 mg/kg KG mit schweren Intoxikationen zu rechnen.

Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Hyperglykämie oder Hypoglykämie, Hautausschläge, Schwindel, Ohrensausen, Seh- und Hörstörungen, Tremor, Verwirrtheitszustände, Hyperthermie, Schwitzen, Hyperventilation, Störungen des Säure-Basengleichgewichtes und der Elektrolyte, Exsikkose, Koma, Ateminsuffizienz.

Therapie: Angesichts der lebensbedrohenden Situation bei einer schweren Vergiftung müssen unverzüglich die notwendigen Massnahmen ergriffen werden: Verhinderung resp. Verminderung der Resorption, Magenspülung in Frühfällen (bis eine Stunde nach Einnahme), Aktivkohle respektiv Elektrolyte kontrollieren und korrigieren. Glukosezufuhr. Natriumbicarbonat zur Azidosenkorrektur und zur Förderung der Ausscheidung (Urin-pH >. Glycin: initial 8 g oral, dann alle 2 Stunden 4 g während 16 Stunden. Eventuell Hämoperfusion oder Hämodialyse (Indikationen können im Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrum erfragt werden).

Sonstige Hinweise

Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

IKS-Nummern

8537,36746,49526,54909.

Stand der Information

Dezember 1999.

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