mit freundlicher Genehmigung von Rabe Ralph, Mod bei bbszene.de

1. Gründlichste (!) Informationsbeschaffung aus allen zugänglichen Quellen (Bücher, Internet, etc.).

Dabei muss man sich aber darüber im Klaren sein, dass jegliches Wissen über Dosierungen, Wirkungen und Nebenwirkungen keineswegs auf wissenschaftlich ermittelten Daten, sondern nur auf Erfahrungen der Anwender selbst beruht. Da anzunehmen ist, dass aufgrund individueller Gegebenheiten die Reaktion des Einzelnen auf die Einnahme anaboler Steroide höchst unterschiedlich ausfallen kann (Stichwort „Nonresponder“), kann man unterstellen, dass es die ideale Kur für jedermann nicht gibt.

2. Realistischer und selbstkritischer Check, ob alle Möglichkeiten des Muskelaufbaues unter Natural-Bedingungen wirklich ausgeschöpft sind.

Ein in bestimmten Grenzen vernünftiges Mittel zur objektiven Selbstbeurteilung scheint folgende Formel zu sein: Körpergröße in Zentimeter minus 100 plus 10 (-20) Prozent. Dieser Ansatz gilt unter der Voraussetzung, dass ein moderater Fettanteil von unter 15 Prozent vorliegt. Ein 180 cm großer Athlet sollte also unterhalb eines Gewichts von 88 Kilogramm gar nicht erst an die Verwendung von Steroiden denken. Um bei diesem Beispiel zu bleiben: Sogar im Bereich bis 96 Kilogramm sollte erst eine längerfristige Stagnation auftreten, die mit keiner noch so konsequenten Optimierung von Training und Ernährung zu überwinden ist, bevor der Einsatz von Anabolika angedacht wird.

3. Kurplanung, möglichst auf der Basis einer Einzelsubstanz mit niedriger Grunddosierung.

Aufgrund der unter Punkt 1 angeführten Tatsachen handelt es sich bei jeder Kur um einem Selbstversuch mit ungewissem Ausgang. Es macht folglich keinen Sinn, gleich bei der ersten Kur einen Stack verschiedener Pharmaka in wer weiss wie hoher Dosierung zu verwenden, solange nicht die individuelle Reaktion auf die jeweiligen Einzelsubstanzen ermittelt wurde. Damit wird auch das nicht zu unterschätzende und unberechenbare Risiko unerwarteter Wechselwirkungen vermieden. Weiterhin sollte bei der Planung berücksichtigt werden, dass ein nennenswerter Muskelzuwachs in den Regionen, die durch die Steroidanwendung erschlossen werden, allemal nicht über Nacht, sondern wiederum langfristig erfolgt, bei folgerichtigem Denken also auf jeden Fall weitere Kuren notwendig sein werden, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Dazu kommt eine inzwischen nicht mehr zu bestreitende psychische Abhängigkeitsentwicklung, die ebenfalls dazu beiträgt, dass es nicht bei einer Kur bleibt. Es besteht also keinesfalls eine Notwendigkeit dafür, gleich beim ersten Mal sozusagen „in die Vollen“ zu gehen.

4. Ausgiebige medizinische Untersuchung inklusive der relevanten Blutwerte durch einen endokrinologisch tätigen Internisten.

Dies gilt besonders bei bereits früher durchgemachter Steroidanwendung oder bei chronischen Erkrankungen. Dabei sollte das geplante Vorhaben offen dargelegt und eine Bitte um ärztliche Kurbegleitung vorgetragen werden. Die dann unvermeidliche ärztliche Standpauke sollte nicht nur mit zugeknöpften Ohren durchgestanden, sondern auch geistig verarbeitet und bis zuletzt in die Ja-Nein-Entscheidung miteinbezogen werden.

5. Risiko-Nutzen-Abwägung:

Hierbei sollten noch einmal die persönlichen Beweggründe für einen Steroidmissbrauch auf ihre Sinnhaltigkeit abgeklopft werden. Bei Beherzigung der bisherigen Punkte sollte inzwischen so weit als möglich klar geworden sein, mit welchen Risiken die Anwendung von Anabolika (auch langfristig) verbunden ist. Deshalb sollte man sich an diesem Punkt noch einmal fragen: Was will ich eigentlich und warum? Wozu brauche ich noch größere Muskeln? Realistische (!) Wettkampfambitionen? Film- oder Modelkarriere? Oder geht es eher um die wohl in der Regel vorliegenden Beweggründe (Freibadfigur, soziale Anerkennung aus einem Umfeld, in dem eine überentwickelte Muskulatur als Statussymbol gesehen wird), die ich persönlich für keine ausreichende Begründung für eine mehr oder weniger schlimme Selbstbeschädigung halten würde.

6. Substanzbeschaffung:

Alle benötigten Medikamente vom ersten bis zum letzten Tag der Kur müssen vorhanden sein und aus über jeden Zweifel erhabener Quelle stammen. Dies schließt auch die Medikamente ein, die zum Absetzen oder zur Bekämpfung auftretender Nebenwirkungen wie Gynäkomastie notwendig sind oder werden könnten. Immer wieder liest man in den Foren Postings, in denen zum Ausdruck kommt, dass dieser Punkt glatt übersehen wurde.

7. Kurdurchführung unter größter Sorgfalt und peinlichst genauer Erfassung aller zur Beurteilung des Erfolges wichtigen Parameter und der auftretenden Nebenwirkungen.

Wenn man die Kur korrekterweise als eine Art Selbstversuch sieht, dann sollte man auch danach streben, daraus den größtmöglichen Erkenntnisgewinn zu ziehen. Das dadurch gewonnene Wissen über die individuellen Reaktionen des eigenen Körpers auf die zugeführten Pharmaka halte ich für wichtiger als die Anzahl der angesetzten Kilogramm Muskelmasse.

8. Superkorrekte Lebensführung, um alle externen Negativeinflüsse zu vermeiden.

Es macht keinen Sinn, durch Steroidmissbrauch seinen Körper in unberechenbarer Weise zu schädigen, wenn man gleichzeitig durch mangelhafte Ernährung, insuffizientes Training oder einen liederlichen Lebenswandel (wenig Schlaf, Alkoholexzesse, etc.) jeglichen erhofften Erfolg systematisch torpediert. Auf körperliche Unversehrtheit sollte in jeder Beziehung peinlichst geachtet werden, nicht zuletzt beim Training! Werden während der Kur durch Verletzungen oder Erkrankungen operative Eingriffe nötig, dann ist das aus medizinischer Sicht als sehr problematisch zu beurteilen. Gerade unter der Einwirkung von Steroiden ist mit einem unter Umständen massiven Kraftzuwachs zu rechnen, der zu schweren Trainingsverletzungen an Sehnen und Muskeln führen kann.

9. Ärztliche Begleitung:

Eine mehrfache (!) ärztliche Kontrolle des allgemeinen Gesundheitszustandes mit Besprechung der auftretenden Veränderungen halte ich im Verlauf der Kur für absolut unverzichtbar. Nach dem Absetzen der Steroide sollten regelmässige Nachuntersuchungen erfolgen mit dem Ziel, die Zeitspanne zu ermitteln, die das endokrinologische System benötigt, um wieder in den Normalmodus zurückzufinden.

10. Auswertung und Stabilisierung des Erfolges, Festlegung der Pause und Dosisanpassung für die nächste Kur.

Zu diesem Punkt könnte man nochmal einen ganzen Roman schreiben, aber wer bis hierher folgen konnte, wird wissen, was ich meine.